Lightroom Tipp: lokale Farbtonkorrektur

Adobe hat vor kurzem mit der Version 9.3 „Juni 2020“ ein Update für Lightroom Classic herausgebracht, dass neben Leistungsverbesserungen auch einige neue Funktionen mit sich bringt. Die lokale Farbtonkorrektur im Entwicklungsmodul gehört meiner Meinung nach mit zu den interessantesten Neuerungen, sodass ich euch in diesem Beitrag diese kurz vorstellen möchte.

Die lokalen Korrekturwerkzeuge Verlaufsfilter, Radialfilter und Korrekturpinsel im Entwicklungsmodul von Lightroom wurden mit (fast) jeder Version aktualisiert und erweitert. Wen wundert es, schließlich ermöglichen diese Werkzeuge lokale Änderungen, die ein wenig wie Ebenenmasken funktionieren, was wiederum die Nachbearbeitung in Photoshop immer häufiger erspart. Mit der neu eingeführten lokalen Farbtonkorrektur ist es nun möglich, in bestimmten Bildbereichen den Farbton zu kontrollieren und anzupassen.

Der Regler zur lokalen Farbtonkorrektur

Wählt man eines der drei lokalen Korrekturwerkzeuge aus, erscheint mittig in der sich öffnenden Reglerpalette der neue Regler Farbton, der in zwei Bereiche unterteilt ist: die obere Farbleiste zeigt den Referenzfarbton an, die Untere den neunen eingestellten Farbton (siehe Abbildung 1). Was bedeutet das in der Praxis? Markiert man beispielsweise mit dem Korrekturpinsel einen blauen Bereich im Bild, verschiebt sich die obere Farbtonleiste so, dass der markierte Farbton mittig in der Leiste dargestellt ist (siehe Abbildung 1 links). Verschiebt man nun den kleinen Pfeil an der unteren Farbtonleiste z.B. Richtung Gelb, ändert sich der Farbton in dem markierten Bereich entsprechend der Farbtonverschiebung (siehe Abbildung 1 rechts). Setzt man das Häckchen bei Feinkorrektur verwenden hat dies zur Folge, dass die Verschiebung des Reglers in kleineren Schritten stattfindet und somit eine präzisere Farbtonanpassung möglich ist.

Abbildung 1: Regler der lokalen Farbtonkorrektur (links: vor der Farbtonkorrektur, rechts: nach der Farbtonkorrektur)

Mögliche Einsatzzwecke der lokalen Farbtonkorrektur

Wie der Name schon sagt ist es damit möglich lokal den Farbton zu verändern. Beispielsweise lässt sich so die Blumenfarbe ändern, wie im einleitenden Bild dieses Beitrags dargestellt ist. Ich möchte euch im nachfolgenden aber zwei Beispiele aufzeigen, die meiner Meinung nach etwas praxisrelevanter sind und unter Umständen eine Nachbearbeitung in Photoshop überflüssig machen können.

Beispiel 1: rote Wangen retuschieren

Ein sinnvoller Einsatzzweck ist beispielsweise das Korrigieren von rötlichen Wangen (siehe Abbildung 2). Mit den bisherigen lokalen Korrekturmöglichkeiten war dies nicht wirklich möglich. Ein Entsättigen führte oftmals zu grauen Wangen und mithilfe der Temperatur und Tonung war es auch nur bedingt möglich den Hautfarbton zu treffen. Mittels der lokalen Farbtonkorrektur lassen sich die rötlichen Stellen aber meiner Meinung nach ganz passabel korrigieren (siehe Abbildung 2 rechts).

Abbildung 2: Retusche roter Wangen (links: davor, rechts: danach)

Beispiel 2: Orange & Teal Look mit Personen im Bild

In einem früheren Beitrag habe ich euch gezeigt, wie ihr den Orange & Teal Look selber in Lightroom umsetzen könnt. Bei Landschaftsbildern kann das dort beschriebene Vorgehen und das Preset problemlos eingesetzt werden. Sind jedoch Personen im Bild, wird es kniffelig den Look „einfach so“ anzuwenden. Die Haut, insbesondere das Gesicht, machen dann einen sehr unnatürlichen Eindruck (siehe Abbildung 3a), was bisher nur dadurch zu beheben war, indem man den Look mehr oder weniger stark reduzierte, was aber auf das gesamten Bild Auswirkung hatte. Mit der lokalen Farbtonkorrektur kann der Look nun aber partiell angewandt werden, indem die Bildteile mittels Korrekturpinsel separat ausgewählt und der Farbton für diese angepasst wird (siehe Abbildung 3b).

Abbildung 3a: Orange & Teal Look auf das gesamte Bild angewandt

Abbildung 3b: Orange & Teal Look mittels lokaler Farbtonkorrektur

Um das Ergebnis aus Abbildung 3b zu erreichen, bin ich wie folgt vorgegangen: Vom Original-Bild habe ich zunächst eine virtuelle Kopie erstellt, auf diese mein „Orange & Teal“ Look Preset angewandt und diese bearbeitete Kopie als Referenzbild festgelegt. Mittels Korrekturpinsel und der lokalen Farbtonkorrektur habe ich dann anschließend die Cyan- und Orangetöne im Original-Bild an den Look der Kopie angeglichen. Das Gesicht habe ich dabei ausgelassen, sodass es den natürlichen Hautton beibehält, was meiner Meinung nach das Gesamtbild wesentlich natürlicher wirken lässt.

Wie findet ihr die lokale Farbtonkorrektur? Habt ihr andere Einsatzzwecke dafür? Schreibt mir dazu doch einfach eine Nachricht oder hinterlasst unten einen Kommentar. Ich freue mich über eure Meinung.